Unterstützte Kommunikation an der Astrid-Lindgren-Schule
„Für Menschen ohne Verbalsprache ist Sprechen von der Großzügigkeit anderer abhängig, von deren Bereitschaft zu interpretieren, zu stützen oder sich Zeit zum Zuhören zu nehmen. (...) Kommunikation fällt in den gleichen Bereich wie Nahrung und Schutz. Sie ist lebenswichtig. Ohne Kommunikation wird das Leben wertlos.“ Anne Mc Donald1
Einige SchülerInnen der Astrid-Lindgren Schule sprechen nicht, kaum oder nur schwer verständlich. Hieraus
ergeben sich für sie Einschränkungen bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und bei ihrer
Selbstbestimmung. Der Kompetenzbereich Sprache und Kommunikation ist in den Richtlinien der Schule mit
dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung verankert und an unserer Schule durchgängiges
Unterrichtsprinzip.
Der Bereich der Unterstützen Kommunikation (UK) stellt für SchülerInnen, die nicht oder schwer verständlich
über Lautsprache kommunizieren, eine Alternative bzw. Ergänzung dar. Es ist durch zahlreiche Studien
erwiesen, dass UK den Erwerb von Verbalsprache nicht hemmt, sondern sogar fördert. Durch Visualisierung
kann Sprache besser wahrgenommen und entschlüsselt werden. Dies kann zu einer Verbesserung der
gesprochen Sprache führen.
UK setzt sich zusammen aus:
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körpereigenen Kommunikationsformen (Körpersprache und Gebärden)
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nicht-elektronischen Kommunikationshilfen (z.B. Kärtchen/Mappen mit Fotos/Symbolen)
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elektronischen Kommunikationshilfen (z.B. BIGmack -> iPad2 oder Tobii Augensteuerung)
1. In Eichel, E. (1996): Gestützte Kommunikation bei Menschen mit autistischer Störung. Projekt Verlag: Dortmund
2. Durch die schuleigenen iPads ergeben sich neue Möglichkeiten im Bereich UK. iPads sind leicht zu bedienen und besitzen einem hohen Aufforderungscharakter. Durch die Verwendung von Apps wie „GoTalkNow“ oder „Metatalk“ können Tablets als elektronischen Kommunikationshilfen genutzt werden. Nicht oder wenig sprechende SchülerInnen können sich lautsprachlich äußern und somit von anderen gehört werden
Die Nutzung multimodaler Kommunikationsmittel ermöglicht unseren SchülerInnen eine bessere Verständigung. Insbesondere Sprachausgabegeräte, die ihren Bedienern eine „Stimme“
erleihen, sorgen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler (SuS) in mehr Situationen aktiv teilnehmen und selbstbestimmte Entscheidungen treffen können.
Mit anderen kommunizieren zu können ist eine Kompetenz, die Kinder, die ohne Lautsprache aufwachsen, nicht automatisch mit der Bereitstellung von Kommunikationsmitteln und –formen erwerben. Kommunikation muss vorgelebt und gelehrt werden. Wir schaffen daher immer wieder Situationen, in denen die SuS den Sinn und Zweck von Kommunikation erfahren können.
Durch Spiele wie z.B. „Mein rechter, rechter Platz ist frei“ erleben die SchülerInnen, dass sie ihre Umwelt beeinflussen können. Ich sage z.B. mit Hilfe des Tablets „Brülle wie ein Löwe!“ und mein Gegenüber brüllt. Das habe ICH bewirkt. ICH kann etwas verändern. Dieses spielerisch erworbene Wissen wird Schritt für Schritt auf andere Bereiche übertragen. Gleichzeitig wird die Handhabung der Kommunikationshilfe geübt. Auch hierbei ist es notwendig, Vorbilder zu haben und attraktive Lernanlässe vorzufinden. Kommunikation ist ein wichtiges Unterrichtsfach!
(https://www.metacom-symbole.de/downloads/ewExternalFiles/ModellingCastanWaig.pdf).
Sobald die SuS im Unterricht zeigen, dass sie eine Kommunikationshilfe erfolgreich einsetzen können, folgt zeitnah ein Gespräch mit den Eltern. In diesem wird gemeinsam überlegt, ob eine Versorgung mit einem Sprachausgabegerät durch die Krankenkasse sinnvoll erscheint.
Eine Stimme braucht man schließlich nicht nur in der Schule, sondern immer und überall!
Claudio Castaneda (2012), angelehnt an Kate Ahem ( Guidelines for meeting the communication needs of persons with severe disabilities)
Symbole METACOM von Anette Kitzinger
Text: P. Lauer (UK-Beauftragte)
Symbole: METACOM © Annette Kitzinger